Die Cottbuser Oberkirche St. Nikolai besticht durch ihre klare spätgotische Formensprache, die sie nach ihrer starken Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wieder erhalten hat. Den Innenraum versah man zu dieser Zeit mit einem mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen weißen Anstrich, durch den die architektonischen Elemente, insbesondere die vielgestaltigen hohen gotischen Gewölbe zu größter Wirkung gelangen. In der Kirche lassen sich relativ wenige Ausstattungselemente finden, darunter stellt das kunsthistorisch bedeutendste Werk der elf Meter hohe frühbarocke Hauptaltar dar, der 1661 vom Lausitzer Künstler Andreas Schultze geschaffen wurde. Aufgrund seiner schlanken Proportionen passt er sich hervorragend in den Chorraum ein. Daneben müssen die Sandsteintaufe im manieristischen Stil des 17. Jahrhunderts und die barocke Kanzel erwähnt werden. Beide Objekte kamen erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kirche. Dominierende Farbe ist bei allen Ausstattungsgegenständen das glänzende Gelb des Blattgoldes, ansonsten gibt es wenige farbliche Akzente im Innenraum.
In seiner Rauminstallation „OBERKIRCHE FORMEN” unterzog Jo Achermann den Kirchenraum einer Befragung nach signifikanten Formen. In einem über einige Monate reichenden Prozess entwickelte der renommierte Schweizer Künstler eine farbkräftige Arbeit, die sensibel auf die räumlichen Gegebenheiten Bezug nimmt und zu einer Entdeckungsreise durch die Kirche einlädt.
Ulrich Röthke